Wie im Februar 2016 bereits berichtet, gibt es seit nunmehr zwei Jahren wegen des Geldes massive Schwierigkeiten an der Habari Njema Hope Academy in Ukunda. Die Direktorin der Schule, Esther Ndemwa und das B.O.G (Board of Government) der Kirche üben massiven Druck aus, um an die Spendengelder (Schulgebühren/Essensgelder) unserer Paten zu gelangen. Es wird nicht akzeptiert, dass diese Gelder von uns selbst verwaltet werden, um sicherzustellen, dass die Gelder auch zweckgebunden verwendet werden.
Mit allen Mitteln wurde unserem Verein immer wieder gedroht. Klärende Gespräche wurden seitens des B.O.G abgelehnt oder abgesagt. Trotz alledem haben wir in Term 1 sowohl den sieben Lehrern die Gehälter (90.000 KES/Monat / ca. 825 Euro) als auch das Essen (150.000 KES/Term / ca. 1.400 Euro) für alle Kinder bezahlt.
Als Esther Ndemwa im April 2016 dann den Eltern der Schüler mitgeteilt hat, dass unser Verein keinerlei Zahlungen leistet; sie also die volle Schulgebühr entrichten müssen, haben wir entsprechend gehandelt und die Zahlungen für Essen eingestellt, um sie spüren zu lassen, wie es ist keinen Sponsor zu haben. Die Lehrer wurden weiterhin von uns bezahlt, wobei auf Nachfrage der Behörden, der Schulleiter dennoch behauptet hat, wir würden diese nicht zahlen (dieses wurde aber durch Einzelbefragung der Lehrer aufgeklärt!). Esther Ndemwa hat alle Signboards an der Schule überpinseln lassen, der Name Tuko Pamoja Kenya e.V. wurde ausradiert, es gab offiziell nach außen hin keinen “Sponsor” mehr.
An dieser Stelle mussten wir reagieren, ein Vereinsmitglied hat daraufhin im April 2016 die Schule besucht und nachgefragt, was das alles soll. Seitens der Direktorin wurde Ahnungslosigkeit vorgespielt, man wisse nicht, wer die Signboards habe überpinseln lassen; man wisse auch nicht, wer die Bauten bezahlt habe, es gäbe keinen Sponsor an der Schule.
Fassungslos mussten wir dies zur Kenntnis nehmen. Geldgier kennt keine Grenzen. Hier standen nicht mehr die Kinder und deren Ausbildung im Vordergrund, sondern der Zugang zum Geld; insbesondere zum Vereinskonto, dessen Kontostand der Direktorin der Schule bekannt war, wie auch immer sie an die Information gelangt ist??? Von einem Bankgeheimnis hält man in Kenia scheinbar auch nicht viel. Ein Elternabend wurde uns – aus gutem Grund – untersagt abzuhalten, denn gern hätten wir die Eltern aufgeklärt, dass trotz der aus dem Office entfernten Sponsor-Listen, die Patenschaften weiterbestehen und wir die Schulgebühren in Form von Lehrergehältern entrichten und warum wir die Zahlung für Essen eingestellt haben.
Im Juni 2016 haben wir dann dem Govenor (Oberster Beamter des Bezirks) von Kwale unser Problem geschildert und um Hilfe gebeten. Dieser wiederum hat uns an den Director of Education in Kwale weitergeleitet mit dem Versprechen, dass uns dort ganz bestimmt geholfen werden könne.
Mr. Kageri war von den Vorkommnissen an der Schule ziemlich geschockt und hat sofort District Officers zur Schule geschickt, um zu klären, ob unsere Beschreibungen der Tatsache entsprechen. Alles konnte bestätigt werden, allerdings hat sich der Sohn der Direktorin und derzeitige Manager der Schule während des Besuchs auf dem Schulgelände versteckt. Die Direktorin ist ebenfalls nicht in Erscheinung getreten. So musste der Schulleiter Rede und Antwort stehen. Um an dieser Stelle das weitere Geschehen abzukürzen…, es ist seitens der Obrigkeiten NICHTS passiert, uns wurde geraten, die Kinder an eine andere Schule zu transferieren, um dem Ärger wegen des Geldes aus dem Weg zu gehen. Wir hatten von offizieller Seite die Erlaubnis, alle Kinder mit Ausnahme der Klasse 8 (bevorstehendes KCPE Examen=Abschlussexamen) -sollten die Eltern zustimmen- ab Beginn Term 3 an einer anderen Schule unterzubringen. Mit unserem Rechtsverständnis ist ein solcher Rat mehr als unverständlich, aber in Kenia werden solche Dinge so abgehandelt bzw. einfach unter den Teppich gekehrt. Dinge werden nicht an der Ursache behoben.
Einige Familien hatten sich bereits im Mai nach den Streitigkeiten um die angeblich zu zahlenden Schulgebühren nach einer anderen Schule umgesehen. Uns wurde seitens dieser Familien nahegelegt, auch die noch verbleibenden Kinder nach St. Kevin Ukunda Hill Academy zu transferieren.
Ein Aufklärungsgespräch mit den Eltern über die bestehenden Patenschaften wurde außerhalb des Schulgeländes von Eltern arrangiert, eine Anwältin war zugegen, allen Familien wurde freigestellt, uns zu folgen oder an der Habari Njema Hope Academy zu verbleiben.Völlig erstaunt mussten die Eltern feststellen, was unser Verein in den letzten Jahren alles bezahlt hat und dass wir nach wie vor ca. 15.000€ /Jahr in Lehrergehälter und Essen investiert haben, was die Direktorin komplett anders dargestellt hatte und bis heute nach wie vor dementiert!!! (auch bei der Polizei). Im Nachgang zu dem Treffen mit den Eltern wurde seitens der Direktorin Anzeige gegen uns erstattet; wir hätten ein illegales Meeting anberaumt!!!
Seitens einiger Eltern vor Ort (großer Dank an dieser Stelle an A. Orenge und seine Frau, Mitglieder unseres Vereins in Kenia), Francisca Masila, unserer Koordinatorin vor Ort und einiger Vereinsmitglieder wurde der Übergang an die neue Schule vorbereitet, allerdings mit dem unsicheren Wissen, ob und wie viele Schüler uns folgen würden.
Anfang September 2016, zu Beginn Term 3 war es dann soweit.
Mehr als die Hälfte aller Habari Njema Hope Academy Schüler werden seitdem an der St. Kevin Ukunda Hill Academy unterrichtet, 6 Lehrer sind ebenfalls mitgegangen (der 7. Lehrer unterrichtet die 8. Klasse und wird weiterhin von uns bezahlt). Alle wurden gut integriert und fühlen sich wohl. Ein kleiner Schulbus fährt die Kinder täglich hin und her. Die Regeln an der St. Kevin Academy sind extrem streng, es wird den Kindern viel Disziplin abverlangt, aber sie können sich voll und ganz auf den Unterricht konzentrieren. Für das Putzen der Klassenräume und der Nebengebäude ist ein Hausmeister zuständig. Hefte werden hier penibel geführt, es gibt sogar für die Großen eine extra Handschrift-Übungsstunde. Der Lehrplan ist sehr fordernd, aber unsere Kinder sind ehrgeizig. St. Kevin ist eine der TOP Schulen in Kenia und bekannt für sehr gute Examensergebnisse.
Die Schulgebühren sind an dieser Schule astronomisch hoch, wir konnten allerdings Sonderkonditionen für unsere Kinder aushandeln, trotz alledem müssen die Eltern pro Kind/Term noch 1500 KES zuzahlen. Aufgrund der gestiegenen Kosten für Lebensmittel müssen wir ab 2017 die Patenschaften auf 150€/Jahr erhöhen. Wer sein Patenkind mit der vollen Gebühr von 4700 KES/Term (3200 ksh werden derzeit bezahlt) unterstützen möchte, kann dies gern tun, insbesondere bei Familien mit vielen Kindern wäre damit sehr geholfen. (3 Terms a` 1500 KES = ca. 43€/Jahr). Optimal wären also 200€/Jahr pro Kind, um die hohen Kosten für die Eltern abzudecken. Selbst tragen müssen die Eltern Examensgebühren und alle zusätzlichen Kosten, die im Schulalltag anfallen.
Hanno S. aus der Schweiz hat für alle Kinder neue Schuluniformen gespendet, großer Dank an dieser Stelle an Hanno, der auf Geburtstagsgeschenke verzichtet hat, und seine Freunde/Gäste, die dies dadurch ermöglicht haben. Die Kinder sehen toll aus und tragen stolz die neuen Uniformen.
Alle Schüler der Klasse 8, deren Lehrer wir weiterhin bezahlen, sind an der Habari Njema Hope Academy verblieben, sowie alle Boarding Schüler, die auf dem Privatgelände der Direktorin wohnen und einige Kinder, die der Kirchengemeinde angehören in der die Direktorin ebenfalls Pastorin ist. Es wurden sogar Drohungen an die Wechsler und an die noch Verbliebenen ausgesprochen (Teufel, verhext etc., (wir hätten alle Eltern mit 2000 KES bestochen, uns an die andere Schule zu folgen…Aussage bei der Polizei!).
Die fehlenden Sitzgelegenheiten Stühle/Tische/Schreibtische an der St. Kevin Ukunda Hill Academy stellen derzeit das größte Problem für uns dar. Während an der Habari Njema Hope Academy unsere gesponserten Stühle etc. ungenutzt herumstehen, müssen an der neuen Schule die Kinder auf dem Fußboden sitzen. Auf Nachfrage bei dem Sohn der Direktorin der Habari Njema Hope Academy wurde uns gesagt, wir dürften die Sachen mit einem LKW abholen. Auch der District Education Officer meinte, es sei kein Problem, unsere Sachen an die andere Schule zu transferieren. Als eine Delegation von Eltern diesem Angebot nachkommen wollte und mit einem LKW an die Schule kam, wurde sie am Schultor vehement abgewiesen.
Ab diesem Zeitpunkt begann ein richtiger Marathon auf dem Polizeirevier in Ukunda, es wurden sehr viele Unwahrheiten verbreitet: Eltern seien bestochen worden, man hätte das Schulgrundstück mit Waffen erstürmt, die Kinder und Eltern seien verhext etc., die Geschichte ist unendlich und unglaublich schmutzig. Man muss das erlebt haben. Es widerspricht aller Vorstellungskraft, die wir als Europäer haben. Auch an dieser Stelle kürze ich ab; selbst der oberste Polizeichef (OCPD) konnte dieser Direktorin nicht beikommen. Sie hat auf ihrem Recht beharrt, wir sollen mit einer Court Order (Gerichtsbeschluss) kommen, dann rücke sie die Sachen heraus. (NB: eine Court Order kostet zu Beginn des Prozesses schon mal 500 €, kann sich dann über Jahre hinauszögern und ob man sein Recht bekommt, ist fraglich?) Cleverer Schachzug, darauf zu bestehen, aber an dieser Stelle frage ich mich persönlich, warum die Bereicherung am Eigentum Anderer bei einer Direktorin/Pastorin mehr im Vordergrund steht als das Wohlergehen von Kindern aus einer der ärmsten Regionen Kenias, die seit Wochen auf dem Boden sitzend schreiben müssen, während Stühle anderswo ungenutzt herumstehen. Das will der liebe Gott so? So können Vertreter Gottes auf Erden handeln, ohne dass Ihnen von höherer Ebene auf die Finger geklopft wird oder die eigene Moral einer Pastorin sagt, dass man so etwas nicht macht?
Selbst ein Besuch beim Coast Regional Coordinator, Nelson Marwa, dem wir unseren Fall vorgetragen haben (höchster Regierungsrepräsentant an der Küste) konnte an der Situation nichts ändern, obwohl man uns 150% Hilfe zugesagt hatte und der Count Commissioner in unserem Beisein die Anordnung erhalten hatte, dass die Polizei zur Schule fahren soll, um die geforderten Dinge abzuholen.
Wir (ein Vater der Schule war als Vertreter dabei!) haben ebenfalls die Presse (Daily Nation) informiert und auch hier war man ganz heiß auf die unglaubliche Geschichte, was dann aber folgte… die Kirche hat der Reporterin gedroht, weder der Name der Schule noch der der Kirche dürfe erwähnt werden (wir haben das schriftlich!!!). So wurde aus der Story eine wahre ‚Lügengeschichte‘, die uns als“ Ein-Kläger „von 100 Mio Keniashilling (ca. 1Mio Euro) darstellt und nicht als Bittsteller, die ungenutzte Stühle und Tische für Kinder zurückhaben möchte, was eine Anzeige meiner Person bei der Polizei seitens der Kirche zur Folge hatte. Ist das zu glauben??? Als Sponsor in Kenia wird man zum Kriminellen erklärt.
Abschließend bleibt zu sagen,
liebe Paten, deren Kinder nicht mit an die neue Schule wechseln durften oder wollten, ich bitte Sie, versuchen Sie diese Dinge zu verstehen, die wir als Europäer niemals so durchführen würden. Es gibt in Kenia Menschen, die aufgrund ihres niedrigen Bildungsstandes und der Armut so sehr mit der Kirche verbunden sind, dass sie alles glauben, was ihnen erzählt wird. Erschwerend kommt hinzu, dass immer mit dem Teufel gedroht wird oder man als verhext bezeichnet wird, wenn man gegen das System oder gegen die Pastorin bzw. die Kirche rebelliert. Sollte ihr Patenkind an der Habari Njema Hope Academy verbleiben, so bitten wir Sie trotzdem, uns weiterhin bei unserer Arbeit zu unterstützen und/oder einem anderen bedürftigen Kind zu helfen an der St. Kevin Ukunda Hill Academy ausgebildet zu werden.
Bitte bleiben Sie uns als Paten erhalten. Wir haben mit dem Wechsel an eine andere Schule versucht, der Korruption entgegenzuwirken. Wir werden auch weiterhin die Spendengelder verteidigen und sicherstellen, dass sie zweckbestimmt verwendet werden und nicht in den Taschen gieriger Menschen landen.
Zu guter Letzt, rechnen wir damit, dass einige Kinder noch zu Schuljahresbeginn 2017 an die neue Schule kommen werden. Denn alle Drohungen seitens der Direktorin (Eltern sollten angezeigt werden, sind verteufelt worden) haben größtenteils keine Wirkung gezeigt. Im Gegenteil, einige Eltern haben sich zusammengeschlossen und haben den Fall bei Child Care (Kinderfürsorge) zur Anzeige gebracht. Endlich passiert etwas und einige Eltern folgen dem Beispiel der Familie Orenge und klagen ihre Rechte ein. Darauf bin ich stolz. Und darum lohnt es sich, trotz aller Widrigkeiten, weiterzumachen. Ein Umbruch im Denken ist da, es lassen sich nicht mehr Alle manipulieren.
Ich danke im Namen der Kinder für Ihr Verständnis und hoffe, dass wir -mit Ihrer Unterstützung- den Kindern an der neuen Schule den Grundstein für eine solide schulische Ausbildung legen. Diese Kinder wollen es schaffen, sie haben Träume.
Die Bilder der Kinder sprechen für sich und unser Ziel…den Kindern behilflich zu sein, mal ein besseres Leben zu führen, dank Bildung selbstbewusste, kritische Bürger Kenias zu werden, gegen Korruption anzugehen…, dürfen wir trotz aller Widrigkeiten einfach nicht aus den Augen verlieren! Manchmal würde ich am liebsten auch alles hinschmeißen, aber diese kleinen Persönlichkeiten sind mein Motor, weiterzumachen, auch wenn der Weg so steinig ist.